Bewegungsmangel im Kindes- und Jugendalter
als Ursache für die Entstehung von Osteoporose
Dr. Hans Knievel
Problemstellung
Körperliche Aktivität allgemein ist notwendige Voraussetzung für einen gesunden Knochenaufbau. Deshalb geht die vorliegende Untersuchung mit Methoden der Sozialforschung der Frage nach, welche Bedeutung der Sport und allgemeine körperliche Aktivität bei der Prävention der Osteoporose haben.
Methoden
- Aus dem medizinischen/pathogenetischen Risikofaktorenmodell wurde ein biographisch abfragbares Kategoriensystem entwickelt.
- Es wurden 41 Patientinnen interviewt, ohne deren Knochendichte im Einzelfall zu kennen.
- Die Intensität der Bewegungsaktivität jeder einzelnen Patientin in der Kindheit wurde bewertet, die Werte wurden durch Zahlen ausgedrückt.
- Die gemessenen Knochendichtewerte wurden beschafft.
- Es wurden nach dem Split-Half-Verfahren zwei Gruppen von 20 bzw. 21 Patientinnen gebildet;
- beide Gruppen waren hinsichtlich der Knochendichte ähnlich.
- Für jeweils eine der beiden Gruppen wurde aus den Werten beider Kategorien durch multiple Regressionsanalyse eine lineare Schätzregel für die Knochendichte ermittelt.
- Dann wurde geprüft, ob die erhaltene Schätzregel auch in der zweiten Gruppe (aus der sie nicht gewonnen wurde) gute Vorhersagen der Knochendichte liefern würde. Wäre die Diagnose „Osteoporose“ nämlich allein aus den biographisch erhobenen Daten teilweise voraussagbar, dann müsste die Schätzregel auch in der Kontrollgruppe funktionieren.
- Nach einem Vertauschen der Rollen beider Gruppen wurde das Ganze noch einmal durchgeführt, um den Datenbestand besser auszunutzen.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass die nur aufgrund der Biographie erarbeiteten Daten hinsichtlich der Osteoporose eine diagnostische Schätzung gestatteten, die mit dem osteodensitometrisch gefundenen Befund Osteoporose hochsignifikant übereinstimmen. Diagramme mit der geschätzten Knochendichte und der wirklichen Knochendichte verdeutlichen diesen Tatbestand.
Für andere Faktoren wie Krankheitsgeschichte oder Ernährung in der Kindheit und im Erwachsenenalter konnte dagegen im Rahmen dieser Studie kein signifikanter Einfluss nachge-wiesen werden.
Zusammenfassung
- Sport in Familie und Umfeld in der Kindheit und Jugend und begleitend dazu Sport in der Schule haben eine außerordentlich große Bedeutung für die Entwicklung oder Verhinderung der Osteoporose.
- Die Biographie ist ein starker Prädiktor für die Osteoporose. Mit Hilfe eines aus biographischen Daten gebildeten Modells kann das Osteoporoserisiko mit großer Wahrscheinlichkeit eingeschätzt werden, wie die hohe Korrelation mit dem Ergebnis der Knochendichtemessung zeigt.
- Es ergeben sich Konsequenzen für die Unterstützung sportlicher Betätigung im Kindes- und Jugendalter, da Sport in diesem Alter zur Prävention einer Osteoporose deutlich nachgewiesen werden konnte.
- Bewegung im Kindes- und Jugendalter ist der bedeutendste Einzelfaktor für die spätere Knochendichte.
- Verantwortliche Stellen ebenso wie Eltern sollten sich vermehrt einsetzen für Schulsport und andere sportfördernde Maßnahmen, um ihren Kindern die notwendigen Bewegungsaktivitäten zu ermöglichen, die sie vor Osteoporose bewahren können.